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    August 08 2017

    Formentera - Landurlaub-Empfehlung eines Skippers

    Ich war bisher dreimal auf Formentera. Immer mit einer gecharterten Segelyacht. Wir ankerten in der Cala Saona oder über türkisblauem Wasser vor Illetes oder vor dem Nachbarinselchen Espalmador. Einmal machten wir in der Marina de Formentera in La Savina fest. Jedoch weiter als 50 Meter ins Inselinnere hatte ich es bisher nicht geschafft. Diesmal aber schon. Was es dort zu sehen gibt, davon berichte ich hier. 

    Man kann eh nur mit dem Boot nach Formentera kommen (Es sei denn man wäre ein Extremschwimmer oder Hubschrauberpilot). Diesmal findet die Anreise jedoch nicht auf eigenem Kiel statt sondern per Schnellfähre aus Ibiza. Meine italienische Freundin "Luisa" hat mich überredet. Sie möchte Ihre Freunde aus Rom treffen und sie will mir die Insel Formentera zeigen, wie Sie wirkich ist. Ich buche ein Appartment, einen Roller und die Fährentickets.

    Es ist Samstag, Mitte Juni 2017. Wir fahren mit der Vormittags-Fähre in knapp 30 min ab Ibiza. Das Rückfahrticket Ibiza<=>Formentera mit der Baleària kostet rund 43 Euro. Die Motoryachten, die im Kanal zwischen Ibiza und Formentera mit Kurs Espalmador an uns vorbeidröhnen, dürften deutlich mehr für diese Passage investiert haben.
    Yacht mit Kurs Formentera
    Einige Segelyachten kreuzen das Kielwasser unserer Fähre in der aufkommenden Brise. Etwas sehnsüchtig schau ich hinüber, jedoch freue ich mich diesmal bereits auf ein entspanntes Wochenende ohne Skipperverantwortung. 

    Das nächste Foto zeigt den ersten Blick auf Formentera bei der Ankunft im Dársena Deportiva La Savina. Ich erinnere mich hier schon vor Jahren um die 200 € für eine Übernachtung mit einer 40 Fuss Yacht gelassen zu haben. Angeblich sind es jetzt um die 300 €. Also eher einer der teuersten Marinas des Mittelmeeres. Man mag das verzeihen, da es nur 64 Liegeplätze für ganz Formentera gibt und die Nachfrage sicher gross ist. Die Marina hat aber zwischenzeitlich offensichtlich ein ordentliches Facelifting bekommen. Ein schickes Gebäude mit nem Cafe schmückt den Anleger.
    Marina de Formentera in La Savina
    Von der Anlegestelle sind es wenige Meter zum Rollerverleih "Cooltra". Die Online-Vorausbuchung war einfach und günstig (rd. 15 €/Tag). Der 125er Roller macht nen guten Eindruck und es geht los nach Es Pujol. Zum Glück hat meine Freundin nur nen kleinen Koffer und ich nen Minirucksack.
    Check-in beim Rollerverleih Cooltra
    Den Koffer stell ich mir zwischen die Beine. Wir rollern knappe 10 Minuten mit frischen Fahrtwind um die Nase. Es geht vorbei an pinkfarbenen Salinen rund um den See "Estany Pudent". Es Pujol sei sowas wie das "touristische Zentrum" Formenteras. Ich bin angenehm überrascht - keine zugedröhnten Nordeuropäer (wie in Ibiza), wenige eher dezente Hotels, nette Restaurants, Cafes, ein paar Läden. Dafür spricht man hier, wie auf dem Rest der Insel, eigentlich eher Italienisch. Wir treffen die italienischen Freunde "Rosi" und "Romano", ein quirliges und humorvolles Pärchen, bei denen wir bereits in Rom zu Gast sein durften. Sie haben ein stylisches Appartment im Hotel Lago Playa II im Norden von Es Pujol. Nach einer gemeinsamen Focaccia zum Mittag gehts per Roller rüber nach Süden zum Playa Migjorn. In 15 min sind wir da. Die Unterkunft in Apartamentos Lesley - Vtv Es Pi Playa Migjorn war mit Abstand das Günstige was man noch kurzfristig über Booking.com bekommen konnte. 230 € für 2 Nächte. Die Gastgeberin weist uns in die schnuckelige kleine Anlage ein. Das Apartment ist frisch renoviert, der Pool ist sauber und die Lage sehr ruhig, abseits der Zufahrtstrasse zum Strand.

    Der Roller bringt uns runter zum Strand. Das Wasser ist perfekt sauber. Alle Töne von glaskar über türkis bis tiefblau tun sich vor dem Sandstrand Migjorn auf. Felsen, sogenannter "Beachrock", gibt es hier aber auch, was den Strand aber eher interessant macht.
    Playa Migjorn Formentera
    Wir gehen nicht weit und tauchen gleich ein. Nach dem Bad gehen wir über einen, in den Dünen verlegten Holzsteg zum Chiringuito "Kiosko 62". Die Bude ist balearisch authentisch, Bretter, Steine, Theke, Sand und ein paar einfache Tische und Stühle. Darüber beigefarbene Tarnnetze als Sonnenschutz.

    Der Wirt im sei Italiener und ist wohl schon gefühlte 20 Jahre hier. Seine Ausstrahlung lässt darauf schliessen, dass dies wohl der beste Job der Welt sei. Die Cañas holen wir eiskalt in gefrorenen Gläsern vom Tresen. Die Bruschettas und Tortillas sind lecker. Die Preise sind ok. Formentera hat mich schon überzeugt.

    Nach dem Strand geht's per Roller zurück ins Appartment. Das Appartment ist sehr schön und sauber aber es muffelt etwas aus dem Abguss. Egal, Fenster auf und erstmal duschen, abhängen. Wir scheinen Nachbarn zu haben aber eher zurückhaltende Pärchen. Man könnte meinen wir wohnen hier allein. Heute Abend wird es aber spannend.

    Wir gehen zum Aperitivo in eine der hippesten Beach-Bars von Formentera. Es ist das "El Tiburon". Wir holen die Freunde ab und gasen auf zwei Rollern von Es Pujol entlang des Nordufers des Binnensees. Nach wenigen Minuten biegen wir dem Schild "Illetes" Richtung Strand ab und dann nach weiteren 300 Metern zum sandigen Parkplatz des "El Tiburon" unter Krüppelkiefern zu parken. Am Zugang vom Parkplatz zur Bar fängt uns ein "Türsteher" ab. Erstaunlich, es ist kein Italiener - er spricht Spanisch - ja vielleicht sogar ein Einheimischer. Wir äussern den Wunsch etwas trinken zu dürfen. Er checkt kurz per Walkie-Talkie und lässt uns passieren. Das "Tiburon" ist angenehm gefüllt. Der Blick aus der leicht erhöhten Düne über das Meer bis nach Ibiza - geniale Lage.
    Sunset El Tiburon
    Die Abend-Stimmung am Strand ist perfekt. Jeder hat ein Glas in der Hand und schaut hinaus aufs Meer. Einige betuchte Yachties (die "Dinghies" am Strand verraten sie) feiern wohl schon seit dem Nachmittag ausgelassen den anstehenden Sonnenuntergang. Mir kommt ein Artikel in den Sinn, nachdem Forbes zuletzt etwa 2000 Milliardäre weltweit gezählt hätte. Nach der Grösse der ankernden Mega-Yachten zu urteilen, müssten sich auch einige von denen hier in den Dünen rumdrücken.
    Chiringuito El Tiburon in Illetes
    Chriringuitos wären schon ne coole Erfindung - wenn es sie nicht schon gäbe! Auch die Kids haben ihren Spass hier. Der grauhaarige DJ ist sicher schon länger eine Legende. Ist er gar der Besitzer des Tiburon? Auf jeden Fall ist er ein Profi. Er heizt mit beliebten Beats ordentlich ein während wir Mojitos und Vino ordern.
    Aperitivo im El Tiburon
    Wir sitzen mit einem sympathischen Pärchen am rustikalen Tisch. Die Füsse stecken im Sand. Er ist Segler und wir kommen ins Gespräch. Sie sind sehr nett und seit 30 Jahren glücklich verheiratet. Der Sonnenuntergang ist klasse und wird dutzendfach abgelichtet. Der DJ reisst die Regler kurzzeitig nach oben. Gäste springen sofort auf, um zum Rythmus mitzuhopsen und aufzujohlen. Luisa und ich sind happy, die Freunde aus Rom sind gut drauf. Der Aperitivo ist gelungen. Daran ändern die knapp 100 € für ein paar Copas auch nix mehr. Die Welt ist in Ordnung. Zumindest heute und hier im El Tiburon.

    Unsere neuen Freunde empfehlen uns fürs Dinner die Pizzaria "Oliviera" in Es Pujols. Also auf die Roller und nach kurzem Suchen haben wir die Pizzaria gefunden. Der Besitzer ist Italiener und bedient uns höchstpersönlich. Die Pizzen sind ausgezeichnet, dünner Boden, cross gebacken und der Service ist sehr freundlich, die Biere sind eiskalt. Wir beschließen den gelungenen Abend mit einer genüßlichen Rückfahrt durch die laue Sommernacht zu unserem Apartment nahe dem Playa Migjorn.

    Es ist Sonntagmorgen. Ich freue mich darauf eine größere Runde zu schwimmen. Ich verlasse mich auf eine Empfehlung eines Wikiloc App Benutzers, der eine 1,5 km Runde am östlichen Ende der Playa Migjorn zwischen Es Copinyar und Caló des Mort hochgeladen hatte. Wir machen uns mit dem Roller auf den Weg nach Osten und erreichen Es Copinyar nach 10 Minuten. Die Verhältnisse könnten nicht besser sein: Morgensonne, um die 25° Wassertemperatur, leicht ablandiger Wind aus Norden, flaches kristallklares und sauberstes Wasser über weißem Sandgrund. Das Foto spricht für sich. Ich frage mich wieviele Blaustufen das natürlich Spektrum eigentlich hergibt.
    Unendlich Blaues Wasser in Es Copinyar
    Ich bin einer der ersten im Wasser an diesem Morgen. Ich schwimme in Richtung Südosten, vorbei am "Kiosko Cabana". Unter mir, 4 - 6 m tiefes, völlig transparentes Wasser. Der helle Sandboden in dem sich vereinzelt kleine Rochen tummeln, ist gespickt mit vereinzelten dekorativen Steinblöcken. Ab und zu ziehen Schwärme von kleinen Fischen vorbei. Zwischen den Felsen verstecken sich die Größeren und schauen mir nach. Ich fühle mich wie in einem überdimensionalen Aquarium! Nachdem ich am Ende der Caló des Mort die alten Bootsgaragen erreicht habe, drehe ich um. Ich will nicht übertreiben aber diese Runde war wohl der beste Swims meines Lebens! Ich kennen viele tolle Buchten auf den Balearen, aber wer gerne im Open-Water schwimmt, der muß einfach hierher nach Formentera kommen, um es selber zu erleben.
    Blick auf die Cala des Mort

    Wir sind mit Rosi und Romano um 10:00 zum Frühstück in Sant Francesc de Formentera verabredet. Es geht mit dem Roller in das "Inselzentrum". Sant Francesc liegt auf einem kleinen Hügel. Man kann es nicht verfehlen. Man könnte auch sagen: Alle Straßen führen nach Sant Francesc. Um den Placa de sa Constitucio soll es einladende Frühstücksbars geben.
    Placa de sa Contsitucio mit Kirche
    Der Platz mit seiner Kirche verbreitet ein gewisses mexikanisches Ambiente. Gäbe sicher eine tolle Filmkulisse für nen Western ab - Quentin Tarantino wäre begeistert!

    Unsere Freunde verspäten sich. Wir geben uns schonmal frisch gepressten Orangensaft, ofenwarme Croissants und einen anständigen Cafe im "Big Store".
    "Big Store" - Cafe und Laden
    Die Bar bzw. der Laden wird von Italienerinnen geführt, die sich hier nach eigener Aussage ihren Lebenstraum verwirklicht haben. Drinnen gibt es eine Boutique mit ausgewählten Klamotten und Accessoires.
    Frühstück in Sant Francesc mit frischem Orangensaft
    Nach dem Frühstück bummeln wir noch etwas durch die Gassen um den Platz. Alle Bars sind mittlerweile propenvoll. Also wenn es um Frühstück in Formentera geht, scheint dieser Platze "the place to be" zu sein!

    Bars um den Placa de sa Constitucio
    In den Gassen gibt es weitere Läden und Luisa trifft eine Bekannte aus früheren Jahren, die hier jetzt die schicke Boutique "Las Brisas" betreibt.
    Boutiquen in Sant Francesc
    Um den Placa gibt es schöne angelegte Innenhof-Gärten. Alles sehr gepflegt und stylisch.
    Blumengärten Sant FrancescAuf dem Placa de sa Constitucio gibt es schöne beschnittene Olivenbäume.Olivenbaum in Placa de sa Constitucio
    Unsere römischen Freunde tauchen schließlich auf. Wir beschließen zur Cala Saona im Westen von Formentera zu fahren. Nach etwa 15 Minuten Fahrt mit den Rollern über die Landstraße kommen wir an. Ich muss allerdings feststellen, dass ich den Strand größer bzw. weniger bevölkert in Erinnerung hatte. Auf jeden Fall war heute das Verhältnis Platzangebot/Mensch etwas aus dem Ruder gelaufen. Die Ankerbucht ist dennoch immer noch traumhaft und ist deswegen auch voll mit Dutzenden von Motoryachten und Segelbooten.
    Cala Saona im Westen Formentera's
    Wir drehen ab und wollen wieder an den Playa Migjorn. Luisa schlägt die "Lucky Bar" vor, die recht angesagt sein soll. Dort angekommen stellen wir erleichtert fest, dass der Strand nur "mäßig" gefüllt ist. Wir lassen uns wenige Meter von der Lucky Bar im Sand nieder und kühlen uns erstmal von aussen ab.
    Die Lucky Bar am Playa MigjornDie Bar ist allerdings bis auf den letzten Platz besetzt. Wir müssen Geduld haben, um schließlich einen Tisch zu ergattern. Die Location erweist sich als äußerst angenehmer Zufluchtsort von der Mittagshitze am Strand. Hier scheint durchaus auch hippes Publikum, zu verkehren. Zumindest könnte man einige als Profifußballer einstufen (Nach den Tatoos und dem Trainingszustand zu urteilen). Jedoch ist kein Promigetue zu spüren. Ein Jeder hier am Playa Migjorn gibt sich gelassen, freundlich und entspannt. Ein überaus angenehmer Platz um einen Urlaubstag zu opfern!
    Playa Migjorn
    Vor lauter Landurlaub hätte ich fast meine Segelleidenschaft vergessen! Tatsächlich ist der Playa Migjorn meiner Meinung nach nicht nur einer der saubersten und entspanntesten Strände auf Formentera, sondern auch eine perfekte Ankerbucht. Es gibt nur wenige flache vereinzelte Häuser die den Blick vom Boot auf die Küste stören könnten. Die wenigen Parkplätze verstecken sich hinter Bäumen und Dünen. Die kilometerlange, nach Süden geöffnete, Bucht bietet eine prima Abdeckung gegen Nordwinde. Liegt man im oberen nordwestlichen Teil, dann reicht die Abdeckung auch für Winde aus Südwest über Norden bis Osten. Lediglich bei kräftigen Süd- und Südostwinden wird es für ankernde Yachten am Playa de Migjorn ungemütlich. Dann sollte man umgehens nach der Cala Saona im Westen oder Espalmador im Nordwesten von Formentera ausweichen.
    Ankerplätze vor dem Playa Migjorn
    Am Nachmittag machen wir einen Strandspaziergang Richtung Osten. Es geht zum Teil über einen in die Dünen eingepflockten Holzsteg, zum Teil über Beach-Rockformationen und wieder durch sandige Abschnitte. Es gibt immer wieder kleine Mini-Buchten und sogar ein hölzernes Bootshaus, in denen Familien oder Pärchen ihr Strandquartier bezogen haben. Diese Vielfalt der Küste gibt einem nicht das Gefühl, dass man tatsächlich auf einem langen und belebten Badestrand liegt.

    Luisa kennt noch einen Aussichtspunkt im Osten der Insel, den wir unbedingt sehen müssen. Es ist die Terrasse des Restaurants "El Mirador". Wir fahren in weniger als 15 Minuten dorthin. Nach der sonst eher eher flachen Insel im Westen und mittleren Teil, schrauben wir uns nun mit den Rollern einige Serpentinen hoch, die uns auf die Erhebung des östlichen Teils von Formentera, bringt. Auf dieser Erhebung liegt die Ortschaft Pilar de la Mola. Soweit fahren wir jedoch nicht. Wir genehmigen uns eine Erfrischung auf der exponierten Terrasse des "El Mirador". Der Blick nach Westen bis hinüber nach Ibiza ist großartig. Links im Bild sieht man die grosse, nach Süden geöffnete, Bucht vom Playa Migjorn.
    Blick vom Restaurant El Mirador nach Westen
    Für den frühen Sonntagabend ist ein Aperitivo im "Beso Beach" am Illetes Strand angedacht. Luisa und ich sind allein unterwegs da unsere Freunde vor dem Abendessen etwas entspannen wollen. Als wir gegen 20:00 Uhr beim Beso-Beach ankommen, versperrt eine Kordel den Zugang. Kein Zutritt, da hier heute eine Filmproduktion läuft. Wir bedauern es jedoch nicht so wirklich, da die Bar in einer mit Macchia zugewachsenen Kuhle zwischen den Dünen liegt, die keine direkt Aussicht auf das Meer zu bieten scheint. Außerdem hätten uns dort wahrscheinlich die Mücken ausgesaugt ;-) Der Aperitivo findet also wieder im "El Tiburon" statt - so schnell entwickeln sich Gewohnheiten...

    Der eigentliche Highlight des Abends wird jedoch das Essen im Restaurant Can Carlos in Sant Francesc. Luisa kennt es noch aus früheren Zeiten und hat einen Tisch für uns reserviert. Als wir gegen 21:00 dort einschlagen, ist der wunderschöne Restaurantgarten bereits gefüllt. Auffällig viel Personal ist am rotieren. Weiße Tischdecken und edles Geschrirr - ich ahne, dass das Preisniveau gehobener sein wird. Wir werden mit einem Cava empfangen und einer Aufmerksamkeit der Küche. Die Kellner sind aufmerksam, eloquent und äußerst professionell. Der Blick in die Karte läßt mich erschauern: Ein Teller Nudeln für knapp 30 €. Ich wage gar nicht die Fleisch- oder gar Fischgerichte zu inspizieren. Ich schiele vorsichtig über den Rand meiner Speisekarte und versuche die Gedanken in den Gesichtern unserer Runde abzulesen. Meine italienischen Begleiter finden schneller wieder ihre Fassung. Wir könnten uns ja Vorspeisen teilen und als Hauptgericht bei Pasta bleiben. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel und verwerfe erstmal die Idee wieder zu gehen. Letztendlich sind die gereichten Speisen alle sehr lecker und unsere beiden Kellner machen jeden Spass mit. Lediglich ein vergessenes Gericht minderte etwas die Gesamtnote. Dafür wird uns versprochen eine der Weinflaschen nicht zu berechnen. Sie befand sich letztendlich jedoch wieder als Position auf der 300-EURO-Rechnung, was uns leider erst am nächsten Tag auffällt. 

    Gegen Mitternacht laufen wir noch zu Fuss durch Sant Francesc auf der Suche nach einer Absackerbar. Jedoch ist hier nichts mehr offen. Formentera ist halt eigentlich auch keine Partyzone. In Es Pujol gibt es aber noch eine Bar, die bis in der Früh offen hatte, wie uns Romano am nächsten Morgen berichtete.

    Montagmorgen. Es ist Abreisetag. Meine Freundin will den Sonnenaufgang vom Cap de Barberia im Südwesten von Formentera sehen. Der Wecker klingelt um 05:00! Es ist noch ziemlich dunkel und leicht frisch. Wir steigen nach knapp vier Stunden Schlaf wieder auf den Roller.
    Motorroller Ausflug zum Cap de Barberia
    Wir erreichen den Leuchtturm des Kaps Barberia nach gut 20 Minuten Fahrt durch den unbewohnten Südteil der Insel. Von dort aus marschieren wir den Pfad entlang der Klippe nach Osten bis zu einem alten Wachturm. Schließlich geht die Sonne in einem leicht rosa gefärbten Streifen unter morgendlichem Dunst auf. Eine schöne Stimmung ohne Zweifel aber halt doch etwas früh am Morgen. Auf dem Rückweg zum Leuchtturm vernehmen wir in der Morgenstille auf einmal ein entferntes Bongo-Trommel-Solo. Es muss aus der Felswand unterhalb des Kaps kommen. Wir blicken im fahlen Morgenlicht die mindestens 100 m hohe Steilwand hinunter. Die Klippe scheint keinen Abstieg zu haben. Niemand ist zu sehen aber das Getrommle hält an. Leben dort unten vielleicht noch ein paar entrückte Hippies in einer verborgenen Höhle? In diesem abgeschiedenen Teil von Formentera halte ich alles für möglich.

    Etwas westlich des Leuchtturms vom Cap de Barberia gibt es eine wohlbekannte Höhle. Diese hat einen leicht auszumachenden Zugang. Wir steigen eine handgezimmerte provisorische Holzleiter hinunter. Es ist niemand da und stockdunkel. Wir folgen einem Lichtschein und stolpern durch die unebene Höhle in Richtung Klippe und landen schliesslich auf einer Art Aussichtsterrasse. Es ist anzunehmen, dass dieser Platz am Abend allgemein sehr beliebt ist, um den Sonnenuntergang zu zelebrieren.

    Wir steigen gegen 6 Uhr wieder auf den Roller. Wieder im Apartment angekommen, legen wir uns erstmal wieder ins Bett. Dieses Frühaufstehen im Urlaub darf nicht zur Gewohnheit werden!

    Wir verfrühstücken was sich noch im Kühlschrank findet und packen die Taschen. Die Fähre fährt aber erst gegen 20:00 Uhr. Wir haben den ganzen Tag. Heute wollen wir an den Illetes Strand. Wir holen unsere Freunde ab und fahren mit den Rollern in den nördlichsten Zipfel von Formentera. Hier ein ausgewählter YouTube-Video zur Einstimmung auf den Illetes-Strand (wohl eher außerhalb der Saison gedreht). 

    Der Illetes Strand liegt westlich und heute leeseitig. Das Wasser ist flach und die türkisblaue Farbe ist einladend. Jedoch sind wir nicht die einzigen, die heute dorthin wollen. Zum Glück haben wir nur zwei Räder und werden von einer Ordnungskraft an der sich vor der Mautstation bildenden Autoschlange vorbeigeleitet. Wir fahren die sandige Piste nach Norden bis wir nicht mehr weiter dürfen und auf einen grossen Parkplatz geleitet werden. Es ist etwa 11 Uhr und können die Roller gerade noch in eine Lücke quetschen. Als wir über den Düneneinschnitt zum Strand marschieren, treffen wir die Besitzer der geparkten Gefährte. Der Strand ist mal richtig voll. Wir wandern der Strandlinie folgend nach Norden mit der Hoffnung, dass die Menschenmassen dort ausdünnen. Leider Fehlanzeige! Der Strand ist auch nach der nächsten Biegung genauso belegt. Wir finden jedoch einen freien Fleck am weissen Strand und machen es uns unter den mitgebrachten Sonnenschirmen bequem. Das Wasser ist superklar und hat jetzt im Juni genau die richtige Temperatur um die 25° C. Es erfrischt noch aber man friert nicht gleich nach ein paar Minuten. Vor der etwa 200 m breiten Schwimmerzone ankern die Yachten. Es sind dutzende, wenn nicht gar über hundert Motoryachten und Segelboote, die entlang des gesamten Strandabschnitts vor Anker liegen. Man darf dort eigentlich nur auf sandigen Flächen ankern um die Seegrasswiesen schonen, die unter Naturschutz stehen. Es scheinen sich jedoch nicht alle Skipper so korrekt daran zu halten. Weiter nördlich vor dem Inselchen Espalmador gibt es ein bereits seit Jahren ein Bojenfeld. Übernachtungen an einer Boje können nach einer einmaligen Authentifizierung des Bootes über www.cbbasea.com online gebucht werden.

    Wir verlassen den Illetes Strand am späten Nachmittag und fahren in die Beach-Bar vom Restaurante Sa Sequi. Von hier aus hat man einen schönen Blick hinüber zur Marina de Formentera in La Savina. Es ist hier nachmittags nicht so voll wie am Illetes Strand und der Kellner nimmt sich Zeit, um uns seine persönliche Formentera-Geschichte zu erzählen.

    Es ist leider Zeit abzureisen. Wir dürfen noch bei den Freunden im Apartment duschen. Danach gehts zum Cooltra Rollerverleih am Hafen in La Savina. Man knöpft mir 5 € als "Strafe" ab, da ich schon gestern vollgetankt hatte und jetzt ein knapper Liter Benzin im Tank fehlte. Natürlich war er auch nicht randvoll als wir ihn übernahmen. Aber was soll´s, 15 € pro Tag Miete fand ich eher günstig, also zettele ich keine Diskussion an. Die Fähre legt pünktlich kurz nach 8 Uhr ab. Wir passieren noch einmal den Strand von Illetes. Gut die Hälfte der Yachten haben zwischenzeitlich ihre Anker gelichtet und haben sich auf den Weg zurück nach Ibiza gemacht. Die meisten Boote scheinen nur für einen Tagestörn nach Formentera zu kommen. Nach einer halben Stunde erreicht unsere Schnellfähre Ibiza.

    Mein persönliches Fazit dieses Formentera-Wochenendes: Formentera ist eine landschaftlich außergewöhnlich schöne Mittelmeerinsel. Kommt man mit der Yacht hierher, sieht man nur die Hälfte. Wohin man auf Formentera auch fährt, es tun sich immer wieder neue reizvolle Entdeckungen auf. In der Nebensaison, wenn die Temperaturen nicht so hoch und der Verkehr gering ist, ist sicher auch eine Erkundung der Insel per Rad empfehlenswert. Die Insel ist ausgesprochen sauber. Das Meer und die Wasserqualität ist ein Traum. Ich bin auf keinerlei versteckte Müllhalden oder andere unangenehme Einrichtungen gestoßen. Die Bars und Restaurants sind meist sehr individuell und geschmackvoll gestaltet. Es gibt viele kleine, von Besitzern selbst geführte Geschäfte. Sie bieten Produkte an, die es sonst nirgendwo zu kaufen gibt. Das Spektrum reicht von handgefertigtem massivem Silberschmuck eines Marktstandes bis hin zu einer Panaderia an der Landstraße, die Bocadillos mit hausgemachter italienischer Feinkost belegt und komplette Picknick-Pakete für den Strand bereithält. Nicht zuletzt ist auch das Formentera-Publikum entsprechend ausgewählt. Die eher überdurchschnittlichen Übernachtungspreise und der fehlende Flughafen fördern nicht gerade den Massentourismus. Stattdessen zieht die Insel Formentera eher Besucher an, die sich einen qualitativ hochwertigen Erholungsurlaub leisten wollen und können. 

    Für alle, die jetzt Lust bekommen haben Formentera zu besuchen, gibt es hier noch einen Link zu einem klasse Formentera Video mit beeindruckenden Drohnen-Perspektiven.
     


    Als Skipper will ich natürlich nicht versäumen die besten Chartermöglichkeiten aufzulisten, um mit einem gemieteten Boot nach Formentera zu kommen. Für eine Bootscharter, bieten sich die nächstgelegenen Ausgangshäfen Ibiza Stadt oder San Antonio auf Ibiza an. Dies gilt insbesondere, wenn man nur einen Tagesausflug plant oder maximal 2 - 5 Tage Zeit hat. Brauchen Sie für eine Bareboatcharter einen zusätzlichen Skipper, können die lokalen Charterfirmen vermitteln. Wer mindestens eine Woche Zeit für seinen Charterurlaub hat, kann auch eine Charter ab Mallorca (Palma, Ca`n Pastilla, El Arenal oder Portocolom) in Betracht ziehen. Die Auswahl an Charteryachten ab Mallorca ist erheblich größer und die Angebote sind meist auch günstiger. Jedoch ist jeweils ein Tag (70 Seemeilen) für die Überfahrt von Mallorca nach Formentera und Rückfahrt einzukalkulieren. 
    Felix Wolf
     
     
     
    Felix Wolf
    [email protected]

    Felix ist Mitgründer und Inhaber von YachtBooker. Er ist selber Charterskipper und hat Spass daran neue Segelreviere zu erkunden.

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