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März 19 2014

Der „Back-Lift“ - das Mann-wieder-an-Bord-Manöver

„Mann über Bord!“ Beim schönsten Kaiserwetter kann es passieren, oder im harten Sturm. Meist geschieht es ohne Vorwarnung. Blitzschnelles Überdenken der Situation und sofortiges Handeln sind angesagt.

Das Mann-wieder-an-Bord-Manöver

„Mann über Bord!“ Beim schönsten Kaiserwetter kann es passieren, oder im harten Sturm. Meist geschieht es ohne Vorwarnung. Blitzschnelles Überdenken der Situation und sofortiges Handeln sind angesagt.

Je nach Yacht, Crew, Wetterbedingungen, und je nach Zustand des Havaristen kommen verschiedene Bergungsmöglichkeiten in Frage. Der „Back-Lift“ ist ein Manöver, das auch mit einer kleinen Crew gefahren werden kann.

Das Allerwichtigste beim MOB-Fall ist: Den Über-Bord-Gefallenen nicht aus den Augen verlieren! Dann kommt das Zweit-Wichtigste: Die MOB-Taste am GPS-Gerät drücken, um die genaue Position festzuhalten.

Das Dritte schließlich ist: Eine stabile Verbindung zwischen Boot und Schwimmer herstellen. Wenn der Havarist bei Bewusstsein ist wird er eigenständig eine zugeworfene Leine fangen können, und sich mit einem Palstek, den er (in seiner Panik hoffentlich noch) knüpfen kann, selbst sichern. Ist er dagegen ohne Bewusstsein, dann kann es schwierig werden.

Wie funktioniert der „Back-Lift“?

Die neue Version des „Mann-wieder-an-Bord-Manövers“, das auch von einer einzigen Person angewandt werden kann: Der „Back-Lift“ – erdacht und ausprobiert von Hans Mühlbauer - unter diversen Bedingungen.

Hierbei wird der Havarist nicht längsseits an der Bordwand, sondern einfach am Heck der Yacht aufgenommen! Die Yacht wird mit Maschine rückwärts, also mit dem Heck und gegen den Wind an die im Wasser schwimmende Person herangefahren. Der Rudergänger sieht hierbei von seiner Position aus ganz genau wohin und wie weit er rangieren muss, ohne, dass ein weiteres (panisches) Crewmitglied ihn einweist. Der Skipper braucht keine Angst zu haben, dass der Havarist bei einer Segelyacht in die Schraube kommen könnte, denn ein ganzes Stück vorderhalb der Heckkante befindet sich das breite Ruderblatt, das den noch viel weiter vom Heck entfernt liegenden Propeller recht wirksam abdeckt.

Bei Motoryachten, die den Antrieb direkt am Heck haben, ist dagegen größte Vorsicht geboten! Wer das Boot vorsichtig und langsam an den Havaristen manövriert kann sich mit Motorkraft sehr gefühlvoll herantasten und genügend Abstand halten, was bei der Längsseitsmethode mangels direkter Sicht fast unmöglich ist.

Von der Badeplattform am Heck ist es für den Helfer nun ein Leichtes den Schwimmer ohne Hilfsmittel direkt mit der Hand zu greifen, ihm ev. eine Rettungsleine umzulegen, und ihn über Badeleiter und Plattform an Bord zu bekommen. Falls nötig, kann Groß- oder Fockschot als Bergungsleine dienen. Man kann diese über eine Winsch legen und somit auch eine schwere Person aus dem Wasser winschen.

Zugegeben, es ist vielleicht nicht die schonendste Möglichkeit zum Abbergen des Havaristen, aber es ist immerhin eine Version, die schnell und von nur einer Person unternommen werden kann – ohne erst in Stauräumen nach Leinenmaterial und Rettungsmitteln zu suchen. Vielleicht kann eine Bergeleine noch über die Nock des Großbaumes geführt werden, so dass ein regelrechter Kranausleger entsteht, der den Havaristen fast senkrecht aus dem Wasser hebt.
 

Gute Gründe, den Back-Lift mal auszuprobieren:
  • Von einer einzigen Person an Bord machbar.
  • Besonders bei Motorfahrt einsetzbar. Sehr viele moderne Yachten verfügen über eine niedrige Badeplattform am Heck, von der aus der Retter dem Schwimmer sogar die Hand geben kann.
  • Keine Hilfsmittel wie Bootshaken etc. sind notwendig.
  • Eine Badeleiter ist an fast jeder Yacht vorhanden, so dass ein aktiver Über-Bord-Gegangener aus eigener Kraft auf das Schiff zurückklettern kann.
  • Bei leichten bis mittleren Winden können sogar die Segel gesetzt bleiben, denn moderne Yachten so starke Motoren, dass sie Yacht mitsamt Segel bis zu einer bestimmten Windstärke sogar gegenan bewegen können.
  • In der Position „Heck gegen den Wind“ lässt sich eine Yacht problemlos auf der Stelle halten, was mit „Bug im Wind“ nicht möglich ist.

Fazit: Es gibt leider kein Allheilmittel, kein Standardmanöver, das immer funktioniert, um einen über-Bord-Gegangenen wieder zurück an Deck zu bekommen aber das hier vorgestellte „Mann-wieder-an-Bord-Manöver“, der Back-Lift - individuell an Yacht, Crew und Situation angepasst - erscheint als eine auch für kleine Crew recht sichere und praktikable Methode, die in vielen Situationen einsetzbar ist.

Textvorlage und Foto: Hans Mühlbauer
 
 
 
Felix Wolf
[email protected]

Felix ist Mitgründer und Inhaber von YachtBooker. Er ist selber Charterskipper und hat Spass daran neue Segelreviere zu erkunden.

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